„Eine Brücke zwischen Leben und Glauben“ – Paderborner Erzbischof besucht das THEO

Bei einem Besuch am Gymnasium Theodorianum stand der neue Paderborner Erzbischof Dr. Udo Markus Bentz Schülerinnen und Schülern aus Religionskursen (9. Klasse, Q1) Rede und Antwort. Trotz eines sehr vollen Terminkalenders nahm sich Erzbischof Bentz die Zeit, um unsere Schule – die in unmittelbarer Nachbarschaft zum Bischofshaus liegt – kennenzulernen und ausführlich auf die Fragen der Lernenden einzugehen.

An dem Interview beteiligt waren: Florian Bittner, Finja Hake, Justus Michaelis, Constantin Micheel, Felicitas-Mathilde Schachtrup, Franziska Reis, Laurenz Schäfers, Ellen Schreiber, Isabella Steffens, Anna-Marie Toschläger und Johann Waßmuth.

Dr. Udo Markus Bentz wurde von Papst Franziskus zum 67. Bischof und fünften Erzbischof von Paderborn ernannt. Am 10. März 2024 ist er im Paderborner Dom feierlich in sein Amt eingeführt worden. Zuletzt war er Weihbischof und Generalvikar im Bistum Mainz.

Das Interview wird nach den Sommerferien in der „Lesepause“ veröffentlicht, dem Magazin für katholische Religionslehrkräfte im Erzbistum Paderborn. Hier dokumentieren wir einige Auszüge aus dem Gespräch.

Dr. Stefan Klug



Interview mit Erzbischof Dr. Udo Markus Bentz


Wer hat Sie auf Ihrem Glaubensweg besonders geprägt?

Zunächst und vor allen Dingen meine Familie. Ich komme aus der Südpfalz und bin in einem katholischen Dorf groß geworden. Religion und Glaube waren für uns damals ziemlich selbstverständlich. Wir haben zu Hause in der Familie gebetet und gingen sonntags in die heilige Messe. In der Oberstufe hatten wir einen Religionslehrer, der uns in den Diskussionen richtig gut herausgefordert hat. Da ist auch in mir etwas ausgelöst worden: Warum glaubst du, und wie stehst du zu bestimmten Dingen? Vor allem aber waren einige Mitschüler dabei, die ihren Glauben wirklich aktiv gelebt haben. Mit denen habe ich am Wochenende viel unternommen. Für sie gehörte damals das Bibelteilen dazu. Das war für mich zuerst völlig fremd und ungewohnt. Aber das Entscheidende war schließlich, miteinander nicht einfach nur über den Text zu sprechen, sondern auch darüber, was dieser Text mit meinen eigenen Erfahrungen zu tun hatte: Gab es da eine Brücke zu meinem Alltag? Diese Gespräche mit den Anderen haben mich absolut geprägt.


Welche Themen halten Sie für besonders wichtig im Religionsunterricht?

Vielleicht kann ich es so vergleichen, obwohl es etwas völlig anderes ist: Was macht eine gute Predigt aus? Einer der wichtigsten Vorbereitungsschritte ist eine intensive Zeitungslektüre: Was sind die Themen, die gerade in der Gesellschaft diskutiert werden? Was kann ich den Leuten sagen, das ihnen Orientierung geben kann, ihnen etwas erklärt oder sie irgendwie unterstützt? Ohne einen solchen Transformationsprozess geht es meiner Meinung nach nicht. Was jetzt gerade dran ist, das muss genauso Berücksichtigung finden wie ein Lehrplan. Ich muss nah dran sein am wirklichen Leben der Menschen. Welche Themen das sind, das kann ich euch nicht sagen. Da seid ihr selber gefragt: Was fändet ihr interessant? Und bei welchen Themen fällt es euch schwer, eine Brücke zwischen Glauben und Leben zu finden? Ich denke, es liegt nicht nur in der Verantwortung der Religionslehrkräfte, sondern auch ein Stück bei euch, was im Religionsunterricht passiert.


Was erwarten Sie von uns Jugendlichen?

Ich wünsche mir von der jungen Generation, dass sie einen Blick über das rein Persönliche hinaus hat. Dass junge Leute befähigt werden und es auch nutzen, Verantwortung zu übernehmen – für sich und für die Gesellschaft und für die Natur. Das ist nicht etwas, was man später mal als Erwachsener tut, sondern schon jetzt, zum Beispiel für eine Schulgemeinschaft. Für euer Zusammenleben. Ja… Für welche Themen brennen junge Menschen? Ich wünsche mir, dass Jugendliche sich für ihre Themen stark machen, auch gegenüber den Erwachsenen, und sich nicht resignierend in eine Wohlfühlblase zurückziehen. Das ist natürlich immer auch ein Appell an die Lehrerinnen und Lehrer: Wie befähigen wir die junge Generation, ihr Verantwortungsbewusstsein und ihre kämpferische Leidenschaft für die eigene Zukunft zu stärken?