Musik der Zukunft

Die Musik-Grundkurse in der Q1 haben sich im Unterricht der letzten Wochen dieses Schuljahres mit einem interessanten, recht spekulativen Thema beschäftigt: Wie wird die Musik im Jahr 2050 sein? Wird sie gesungen, nur noch von KI komponiert, sind die Songs neu oder nur Remixes wie heute so oft, welche Instrumente werden wie verwendet, hat sich der Rap durchgesetzt, werden Einflüsse aus anderen Kulturen stärker, wovon handeln die Texte…?

Erster Schritt - Geschichte und Entwicklung: Zunächst wurden verschiedene Stücke aus aus rund 1000 Jahren Musikgeschichte gehört und teilweise mit Hilfe von Gegensatzmatrizen analysiert. Zweiter Schritt - Unsere Gegenwart: Nachdem die geschichtliche Dimension ins Spiel gebracht war, gab es Impulse durch Texte und Videos, die sich mit gegenwärtigen Tendenzen der Musikproduktion und des Musikmarkts beschäftigten.

Dritter Schritt: Wenn wir die gegenwärtigen Tendenzen in der Musik weiterdenken, können wir dann eine begründbare Vorstellung der zukünftigen Musik bekommen? Wird Musik von Menschen komponiert und gespielt? Ist Musik Ausdruck einer Lebenssituation oder Weltsicht, ein Kunstwerk oder das Ergebnis von Musik KIs wie Suno, die fast nicht zu unterscheiden sind von dem, was im Radio läuft?

Dann wurde mit Hilfe der Digital Workstation GarageBand, die jeder auf dem IPad hat, komponiert und die Stücke dann erläutert und begründet und von Mitschülern dieser Prozess bewertet.



Beispiel 1: Erläuterung und Reflexion zu "The Future is Drawing Near":

Heute geht es um Zukunft. Zukunft ist aber immer auch ein Blick in die Vergangenheit:

Es ist der 20. Juli 1969. Neil Armstrong landet als erster Mensch auf dem Mond; es ist ein Meilenstein in einem von technischen Errungenschaften geprägten Jahrhundert. Der Mensch ist erstmals in der Lage, den Planeten Erde zu verlassen.

Doch kein Jahrzehnt später steht diese Innovationseuphorie für etwas ganz anderes: Am Beispiel der atomaren Hochrüstung zeigt sich, dass der Mensch erstmals in der Lage ist, seine eigene Existenz auszulöschen. Zwei Meilensteine der Geschichte in einem völlig unterschiedlichen Licht.
In unserem Musik-GK in der Q1 sollten wir ein Stück komponieren, das unsere Vorstellung von der Musik im Jahr 2050 widerspiegelt. Wir haben uns gefragt, wie Zukunft 2050 aussehen könnte, was die Menschheit bewegen wird.
Die Menschheit steht wieder vor dem Abgrund. Eine Klimakatastrophe reiht sich an die andere und die globale Erderwärmung scheint nicht mehr aufhaltbar. Es ist das Thema unserer Zeit und der Zukunft.


In unserem Stück zeigen wir die Ambivalenz zwischen Nichthandeln und dem Nutzen von Chancen auf.


Am Anfang des Stückes hört ihr das berühmte Zitat Neil Armstrongs, als er als erster Mensch seine Füße auf den Mond setzte – dies steht für die positiven Errungenschaften der Menschheit. Anschließend ertönt die Explosion einer Atombombe – sie zeigt dem Hörer die Gefahren des menschlichen Fortschritts auf.
Aber wie sieht die Musik der Zukunft nun nach unserer Vorstellung aus?


Nachdem wir uns im Unterricht mit der Zukunftsmusik befasst hatten, war für uns klar: Es wird zwei Strömungen geben. Zum einen ist das Menschliche an der Musik, eine echte Gesangsstimme, akustische Instrumente usw. unersetzbar.


Aber dazu werden sich zum einen die Unterstützung durch KI und zum anderen neue technische Sounds, Samples und Filter durchsetzen. Beides haben wir integriert, in Form von futuristischen Klängen durch akustische Instrumente, mit neuartigen Effekten verstärkt.
Als Weltsprache haben wir Englisch für den Songtext verwendet und diesen mit Chat-GPT generiert. Die Strophen sind gerapt und der Refrain gesungen:



In a world of fading colors,

Where the skies are turning gray.
We're living in our final hours,
As nature's cries fade away.



What's the point of dreams we chase,
When the end is drawing near?
Humanity's last embrace,
As the storm of fate draws near.



The oceans rise, the forests burn,
Yet we close our eyes and turn away.
In this dance of death, we take our turn,
As the world around us starts to decay.

What's the point of dreams we chase,
When the end is drawing near?
Humanity's last embrace,
As the storm of fate draws near.



Das alles ist natürlich nur Spekulation. Aber es hat uns viel Freude bereitet, diesen Song zu erschaffen. Am Ende unseres Songs ertönen Worte Greta Thunbergs, die – auch wenn sie mittlerweile umstritten ist – unserer Meinung nach durchaus für die Hoffnung einer Generation auf eine positive Entwicklung des Klimaschutzes steht.

Bei der Umsetzung unserer musikalischen Ideen habe ich vieles neues im Umgang mit Garage Band gelernt und habe durch das Vorwissen meiner Gruppenmitglieder auch die Chance gehabt unbekannte Möglichkeiten der Software kennenzulernen. Die Unterrichtsreihe hat mich weiter für musikalische Veränderung im Laufe der Jahre sensibilisiert und ich bin auf ganz neue Themen aufmerksam gemacht worden. Der große Einfluss, die Gefahren und die Möglichkeiten von KI in der Musikbranche waren mir noch nicht bekannt und auch die Bedeutung moderner Medien wie Spotify waren mir nicht bewusst, erklären jedoch die Entwicklung, die in der Musik der letzten Jahre sichtbar sind. Neu war für mich auch, dass die Frage „Wie klingt die Zukunft“ relativ etabliert ist und sich viele Künstler, wie die Band „Kraftwerk“, bereits damit auseinandergesetzt haben und die Antworten darauf sehr unterschiedlich sind […]

Henrike Weiling, Q1



Beispiel 2: Erläuterung und Reflexion zu "Beyond Today"

Das Stück spielt in der Zukunft. Der erste Schritt in einer jeden Kompositionsaufgabe ist immer, sich Gedanken zu dem eigenen Produkt zu machen und Ideen zu entwickeln, welche man im Verlauf der gemeinsamen Arbeit umsetzen möchte. Diese Ideenentwicklung begann bei uns bereits mit der Erarbeitung der bereitgestellten Materialien, welche uns einen ersten und umfangreichen Eindruck von möglicher Zukunftsmusik geben konnten.

Aus diese (in der Task-Card) bearbeiteten Grundlage, stellten wir ein erstes Konzept auf, welches einen möglichst monotonen Beat und ein sehr elektrisch/futuristisch klingendes Gesamtergebnis vorsah. Diese Ansätze lassen sich auch in unserem Endprodukt deutlich wiedererkennen.

Weitere Aspekte, mit denen wir uns bereits vor der Erstellung unseres Stückes befasst hatten, waren der mögliche Gesang, die Instrumentation und vor allem die Rhythmik. Bei der Frage des Gesanges kamen wir schnell zu dem Schluss, dass dieser auch in der Zukunft unvermeidbar sei, aber nicht unbedingt Strophen vorhanden seien müssen. Wie entschieden uns demnach dazu keine eigenen Lyrics zu verfassen, sondern stattdessen Vorgefertigte „Loops“ aus Garage-Band als Unterstützung unseres Chorus/Hauptteiles zu verwenden. Bei der Instrumentation einigten wir uns auf Synthesizer und verschiedene Drumms, welche das Rhythmus lastige Stück untermalen sollten.

Nun konnten wir mit der Erstellung unserer eigenen Zukunftsmusik beginnen. Dabei wählten einige die passenden Synthesizer aus (bei Garage-Band gibt es hunderte) und andere kreierten einen Beat, durch die umfangreichen Einstellungsmöglichkeiten, welche das Programm bietet, konnten wir dort bereits einen Wiedererkennungswert schaffen. Nachdem wir dann ein Pattern gefunden hatten, welches wir sampeln konnten und auch wollten, fügten wir es ein und gaben dem Stück dadurch seinen „eigenen“ Charakter und seine eigene Identität. Der Trend alte Melodien und Charakteristiken zu übernehmen und auf neuem Hintergrund zu verwenden (Remixes) setzt sich nach unserer Ansicht nämlich auch in der Zukunft fort. Deshalb wollten wir aus der Perspektive des Jahres 2050 eine „alte“ Melodie neu aufleben lassen, welche dann bei älteren Zuhörern (im Jahr 2050) Nostalgie oder auch Erinnerungen hervorrufen könnte. Der Beat entsprach, wie vorhin beschrieben, unserer Vorstellung von zukünftiger Musik und war (an „Kraftwerk“ angelehnt) sehr monoton und änderte sich nur zwei Mal im Stück. Das gibt des Stück eine gewisse Kontinuität und schafft aber bei den Wechseln des Beats eine große Abwechslung und eventuelle sogar Überraschung, was das Hörerlebnis verbessern kann.

Eine weitere Besonderheit, welche das Stück „Beyond Today“ aufweist, ist die schiere Anzahl an verschiedenen Instrumenten. Diese spielen gewollt alle zeitgleich und erzeugen damit ein sehr umfassendes Gefühl beim Zuhörer. Des Weiteren entschieden wir uns dafür, einige der Instrumente die exakt gleichen Akkorde in verschiedenen Oktaven zu spielen. Das erzeugt den gleichen Effekt und unterstreicht den sehr umfassenden Charakter des Stückes. Diese Menge der verschiedenen elektrisch und somit auch futuristisch klingenden Synthesizer erzeugt, aber zusätzlich auch noch ein Gefühl von Durcheinander in einem Stück mit einem sehr monotonen Beat. Dieser Kontrast macht das Hören des Stückes deutlich interessanter und könnte die Ungewissheit der Zukunft ausdrücken. Keiner kann vorhersagen, was in der Zukunft genau passieren wird, und genau darauf spielt dieses Durcheinander der verschiedenen Synthesizer an.

Eine weitere Künstlerische Entscheidung war es, dass Stück recht kurz zu halten. Mit einer Minute und 59 Sekunden ist das Stück nämlich vergleichsweise sehr kurz und setzt einen Trend fort, welcher sich bereits in der Musik unserer Zeit (aktuell) anbahnt. Die Stücke werden immer kürzer und kommen schneller zum Höhepunkt. Auch dieses Phänomen wollten wir in unserem Stück der Zukunft aufgreifen. Der Einstieg, in welchem nur der Beat zu hören ist, endet bereits nach nur 4 Takten. Und es wird kaum Zeit „verschwendet“, bis das im Ohr bleibende Pattern einsetzt.

Ein weitere wichtiger Gestaltungsaspekt wäre die gesamte Struktur des Werkes. Dabei haben wir uns an einem dem klassischen Konzept orientiert. Intro -> Teil A -> Übergang -> Teil B -> Übergang -> Bridge -> Teil B -> Outro. Dadurch behalten wir auch einen Aspekt aus der herkömmlichen Musikproduktion und versuchen nicht ausschließlich etwas Außergewöhnliches zu erstellen. Wir vermuten ohnehin, dass dieses Konzept weiterhin verwendet werden wird. Diese Struktur weist, wie oben beschreiben auch Passagen auf, welche sich wiederholen und genau jene unterstreichen erneut die Monotonie des Stückes, welche bereits seit dem ersten Takt durch den Beat vermittelt wird.

Eine weitere Intention unseres Stückes ist es, durch die Stimmen, welche in Teil B auftreten, einen weitreichenden futuristischen Eindruck zu erzeugen. Diese sagen nämlich keine Lyrics auf, sondern erzeugen nur Laute, welche man nicht als Worte identifizieren könnte. Dadurch und durch eine gewisse Verzerrung dieser Stimmen entsteht eine Wirkung, welche für uns die Vorstellung von Musik im Jahr 2050 widerspiegelt und einen sehr futuristischen und modernen Effekt erzielt. Auch die Unterschiede im Hall dieser Stimmen und der sogenannten Intensität (in Garage-Band so betitelt) jener erzeugt man Abwechslung und erwirkt ein ansteigendes Spannungsmaß. Dieses Spannungsmaß wird im gesamten Stück als Leitfaden verwendet und durch den Drop im Teil B an seinen Höhepunkt getrieben. Dieser Drop sorgt sowohl für etwas Abwechslung in dem insgesamt sehr monotonen und repetitiven Stück als auch für einen Spannungsabbau und eine sehr schöne musikalische Erfahrung für den Zuhörer.

Diese vorausgehend genannten Stimmen fügten wir als eine der finalen Ergänzungen in das Stück ein. Zuvor hatten wir wie bereits beschrieben nur den Beat und das Pattern erstellt. Nachdem wir all diese Teile bzw. Elemente erstellt hatten, fügten wir diese „nur noch“ in das Garage-Band Projekt ein. Die Struktur wurde dann dadurch erreicht, dass wir die Anordnung der einzelnen Teile veränderten und zusätzliche Übergänge aus den bereits vorhandenen Elementen erstellten. Dadurch wirken diese wir kleine Teilausschnitte aus den eigentlichen Bausteinen und fügen sich optimal in das Hörerlebnis ein.

Mögliche Umsetzungsideen, welche wir im Laufe der Entwicklung unseres Stückes jedoch wieder verworfen hatten, waren bspw. das eigenständige Einsingen von Texten: Dieses ist primär aufgrund von unpassenden Lyrics aus der Ideenentwicklung ausgeschieden. Eine weitere Idee, welche es nicht in das finale Produkt geschafft hat, war ein Beat, welcher sich ohne eine einzige Veränderung das gesamte Stück durchzieht. Diese Idee ist hauptsächlich aufgrund der Abwechslungslosigkeit ausgeschieden, da das Stück infolgedessen „zu monoton“ bzw. zu langweilig gewesen wäre. Auch in der Zukunft werden Stück ein Spannungsmaß haben und nicht nur aus Wiederholungen bestehen.

Der allerletzte Schritt bestand aus der Erstellung des „Fade-Out“, welcher ganz am Ende durch das langsame Leiser werden der Stimmen erzeugt wird. Dadurch wird erst ganz zum Schluss die Kontinuität des Stückes gebrochen und es endet auf den Stimmen, welche fortlaufend einen futuristischen Effekt erzeugen.

Der Umsetzungsprozess lässt sich also allgemein als erfolgreich bezeichnen. Alle haben zielführend und erfolgsorientiert mitgearbeitet und dazu beigetragen, dass das Stück fertiggestellt wird. Dazu wurden zu den eigentlichen Unterrichtsstunden auch mehrere Stunden außerhalb der Schulzeit investiert, um ein möglichst abgerundetes und futuristisches Stück zu erstellen, welches zusätzlich unseren Ideen eines Musikstückes im Jahr 2050 entspricht.

Abschließend kann man sagen, dass weder wir noch die Zuhörer wissen, wie genau ein Musikstück in der Zukunft klingen wird. Es könnte ähnlich oder nahezu identisch zu unserem Werk klingen oder sich im extrem Fall auch in jedem erdenklichen Aspekt unterscheiden. Dennoch haben wir das Stück nach unseren eigenen Ideen eines Zukunftsstückes erstellt und sind insgesamt mehr als zufrieden mit unserem Ergebnis.

Patrick Rotzoll, Q1