Mein Kind darf am THEO mit Latein anfangen!

Weil wir Latein als ein sehr gutes Fundament für das Erlernen anderer Sprachen ansehen, unterscheidet sich die Sprachenfolge am Gymnasium Theodorianum von der an anderen Gymnasien.

Neben dem Fach Englisch haben unsere Schülerinnen und Schüler bereits schon in der Jahrgangsstufe 5 Lateinunterricht. Latein wird ebenso wie Englisch dreistündig unterrichtet.

In der Jahrgangsstufe 5 befinden sich die Schüler lernpsychologisch in einer besonders günstigen Entwicklungsphase: Neugier, Interesse, Lernfreude und Lernbereitschaft sind bei vielen Kindern besonders ausgeprägt. Deshalb sollen sie auch gleich zu Beginn ihrer gymnasialen Laufbahn eine für sie neue Fremdsprache erlernen.

Der Lateinunterricht ab Jahrgangsstufe 5 strebt für die Schüler ein vertieftes Lernen in allen Bereichen des Faches an. Der auf fünf Jahrgangsstufen verteilte Sprachunterricht ermöglicht ein sehr intensives Arbeiten in der Spracherwerbsphase und auch in der Phase der Beschäftigung mit leichterer und mittelschwerer Originallektüre. Damit verbunden sind vielfältige Möglichkeiten der inneren Differenzierung, die wir zur individuellen Förderung der Schüler nutzen.

"Reden wir über Latein!"
(Film des Deutschen Altphilologenverbands):


Präsentationsvortrag von Dr. Frank Bretschneider anlässlich des Tags der offenen Tür:

Unser aktuelles Lehrbuch: Campus A, Verlag C.C.Buchner

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Liebe Eltern!

Ich möchte Ihnen an drei Punkten veranschaulichen, weshalb wir es für einen Vorteil halten, mit dem Lateinunterricht in der 5. Klasse zu beginnen:

1.) Erstens: Mit dem Fach Latein eröffnet sich ihrem Kind eine neue Welt. Es begibt sich auf eine abenteuerliche Reise durch ein fremdes Land mit eigenartigen Sitten und weitgehend unbekannten Gestalten. Es erfährt, dass es in diesem Land Herren und Sklaven gegeben hat, dass das Leben der Menschen durch Unwetter und Naturkatastrophen bedroht war und dass dafür Götter verantwortlich waren, denen man etwas opfern muss, wenn man sie gnädig stimmen möchte. Es erlebt Abenteuer mit Helden wie Herkules, Romulus und Remus, Hannibal und Caesar. Es erlebt diese Welt zunächst als fremd, aber ungeheuer faszinierend und dann doch als irgendwie vertraut, weil es unmittelbar aufgefordert wird Parallelen zu seiner eigenen heutigen Welt zu ziehen und bei dem Vergleich feststellt: So fremd ist diese Welt doch nicht, sie ist im Gegenteil das Fundament, auf dem wir alle stehen, ist unsere Vergangenheit und damit ein Teil von uns. Die Auseinandersetzung mit der antiken römischen und damit auch der griechischen Kultur und Geschichte, die der Latein- und (später evtl.) Griechischunterricht bietet, gibt Antworten auf zentrale Fragen, die uns alle beschäftigen oder beschäftigen sollten: Woher kommen wir? Wer oder was für Menschen sind wir? Und wie wollen wir unsere Zukunft gestalten?

Weshalb aber sollen Sie ihr Kind am Theodorianum anmelden? Weshalb nicht an einer anderen Schule, die Latein – bei G9 - ab der 7. Klasse anbietet, um dem hohen Lernpensum zweier Fremdsprachen von Beginn an aus dem Weg zu gehen?

Die Antwort ist: Weil die Neugier, die Begeisterungsfähigkeit und die Offenheit für die Begegnung mit der römischen Welt, sowie daraus folgend die Lernbereitschaft und die Aufnahmefähigkeit für die neue Sprache nie wieder so groß sein werden wie mit dem Eintritt in die weiterführende Schule. Im Fußball bezeichnet man den Übergang von der E- zur D-Jugend als „goldenes Lernalter“. Mit der beginnenden Pubertät in der 7. Klasse ist Latein viel schwerer zu vermitteln. Sehr viele Eltern versichern uns am Elternsprechtag der 5er-Klassen: „Latein ist das Lieblingsfach unserer Tochter“ oder: „Meine Sohn hat so viel Spaß an Latein, Latein ist für ihn das Wichtigste!“).

Wenn unsere Schülerinnen und Schüler dann einmal „Feuer gefangen“ haben, wenn sie gespürt haben, dass sie sich mit den zur Verfügung gestellten sprachlichen Kenntnissen eine spannende neue Welt erschließen und aneignen können, dann wird das Vokabel- und Formenlernen als eine sicher anstrengende, aber unbedingt notwendige Tätigkeit empfunden.

 

2.) Zweitens: Die mit dem Lateinunterricht begonnene Reise ist so wertvoll, dass sich die (natürlich wichtige und vollkommen berechtigte) Frage nach dem Nutzen des Erwerbs der oft als „tot“ deklarierten Sprache gar nicht stellt. Dennoch: Ein unschätzbarer Vorteil des frühen Lateinerwerbs besteht darin, dass die Schüler durch das Übersetzen aus dem Lateinischen ins Deutsche über die Besonderheiten ihrer Muttersprache reflektieren.

Campus, Textband, S.16

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Das möchte ich kurz an einem Beispiel deutlich machen: Das Lateinische besitzt keinen Artikel. Bei der Übersetzung müssen wir im Unterricht also die verschiedenen Übersetzungsmöglichkeiten etwa von „puella“ den Schülern nahelegen und können sie dabei die Bedeutungsnuancen des bestimmten oder unbestimmten Artikels entdecken lassen. Das Lehrbuch bezieht hierbei auch häufig das Englische mit ein. Die Berücksichtigung des Kontextes einer Geschichte ist dabei mitentscheidend: Ist das betreffende Mädchen bereits vorher erwähnt worden oder nicht, ist es ein dem Leser bekanntes Mädchen oder wird es hier gänzlich neu dargestellt.

Latein heute

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


Kein wirklicher Nutzen, aber ein enormer Spaß- und Motivationsfaktor ist die mit der Lateinkenntnis verbundene Fähigkeit, Wörter unserer heutigen Welt aus dem Lateinischen ableiten zu können. Es macht unbestreitbar Freude, aber auch stolz, „hinter die Kulissen“ der besonders in der Werbung verbreiteten Neigung Markennamen o. Ä. mit lateinischen Kunstwörtern zu benennen, zu schauen. Wenn dann noch evtl. die Kenntnis des Griechischen hinzukommt, können noch erheblich mehr Fremdwörter der deutschen Sprache abgeleitet werden.

Campus, Begleitband, S.12

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

3.) Drittens: Latein ist das Fach, in dem das sog. „Lernen Lernen“ einen sehr großen Stellenwert hat. Unter Anleitung der Fachlehrer wird von Beginn an die Aneignung von Wissen trainiert und kontinuierlich begleitet. Weil besonders das Vokabelwissen ein Erfolgsgarant für eine gute Note darstellt, sind sowohl die Schüler als auch die Lehrer aufgefordert diesem Aspekt große Aufmerksamkeit zu schenken.

Der Lateinunterricht darf dadurch auch den Anspruch erheben für viele andere Fächer nützlich zu sein, denn der strukturierte Wissenserwerb ist eine Kompetenz, die für ihre Kinder in Zukunft enorm wichtig sein wird.

Ein weiterer sog. „Synergieeffekt“ ergibt sich aus dem frühen Lateinbeginn mit den Fächern Deutsch und Englisch: Sprachliche Phänomene wie das Passiv oder grammatische Begrifflichkeiten wie Kasus, Numerus, Genus werden im Lateinunterricht eingeführt, sind also dann im Deutschunterricht bereits bekannt. Der unterschiedliche Wissenstand ihrer Kinder in diesen Bereichen - da je nach Grundschule bereits Vorwissen besteht - wird daher durch das Fach Latein zu einem gewissen Ausgleich gebracht. Auch zur englischen Sprache (und später dann evtl. zu Französisch oder Spanisch) gibt es zahlreiche Bezüge, etwa im Wortschatz, die bei jeder Gelegenheit thematisiert werden.

Unser Lehrbuch „Campus“ trägt diesem Umstand dadurch Rechnung, dass bei den Wortschatzlisten eine eigene Spalte für aus dem Lateinischen ableitbare Vokabeln existiert. (Beispiel engl. „camp“ / deutsch „Camping“ von lat. „campus“ = freier Platz).

 

Lernen mit dem Karteikasten

Bei aller Liebe und Begeisterung für das Fach Latein ist und bleibt das Lernen von Vokabeln und grammatischen Formen eine anstrengende Angelegenheit. Das darf nicht verschwiegen, muss aber nicht als Nachteil verstanden werden, im Gegenteil. Anstrengung und fortlaufende Wiederholung sind nun einmal unerlässliche Voraussetzungen für den Wissenserwerb.

Bei der Bewältigung des Lernstoffs hilft den Schülern aber zum Einen unser Lehrbuch, das einen ganz behutsamen Einstieg wählt, die Formenlehre und den Wortschatz in überschaubaren Einheiten anbietet und eine große Menge Übungsmaterial zur Verfügung stellt. Zum Anderen werden von den Lateinlehrern Strategien für das Vokabellernen vermittelt, die den unterschiedlichen Lerntypen Rechnung tragen. Für alle verpflichtend wird das Karteikartensystem eingeführt. Ihre Kinder werden beim Lernen nicht allein gelassen und auch Sie können einen Teil dazu beitragen: Vokabeln abfragen ist in Latein ohne Weiteres möglich, da die Aussprache nur geringfügig von der deutschen abweicht.

NON SCHOLAE SED VITAE DISCIMUS! Diesen Spruch haben Sie sicher schon einmal gehört: „Nicht für die Schule, sondern für das Leben lernen wir!“ Immer wenn Pädagogen Lernenden deutlich machen wollen, dass ihr Bemühen doch weniger für den momentanen schulischen Erfolg als vielmehr für die Zeit danach Auswirkungen hat, dann wird dieser Spruch – zumeist vergeblich – bemüht.

Kaum jemand weiß aber, dass der berühmte Satz von dem römischen Schriftsteller Seneca stammt, der ihn in einem seiner philosophischen Briefe an Lucilius genau umgekehrt formuliert: „Nicht für das Leben, sondern für die Schule lernen wir.“ Er wollte damit Kritik üben an einer zu wenig am praktischen Leben orientierten Ausrichtung der römischen Philosophenschulen.

Wenn Sie jetzt den Eindruck haben, dass die Art und Weise, wie wir am Theodorianum Latein unterrichten, dem Grundsatz folgt, für das gesamte Leben Bedeutung zu haben, dann haben meine Ausführungen ihr Ziel erreicht.

 

Vielen Dank!

 

Link zu einem Zeitungsartikel der Neuen Westfälischen:

Mit-dem-Latein-am-Ende-Wieso-es-sich-lohnt-eine-tote-Sprache-zu-lernen