Auf den Spuren des Strukturwandels - Exkursion der Q2-Erdkundekurse ins Ruhrgebiet
Am 04.11.2021 begann unsere Exkursion ins Ruhrgebiet, bei der alle Erdkundekurse der Q2 vertreten waren. Ziel war es, den Strukturwandel und dessen Auswirkungen vom Bergbau hin zu einem tertiären Wirtschaftsstandort zu erfassen.
Der erste Halt unserer Fahrt war die Stadt Essen. Dort trafen wir zwei Guides, die uns den Tag über begleitet und uns Details zu den jeweiligen Orten näher gebracht haben.
Auf dem Weg zu unserer ersten Station, der Zeche Zollverein, wurde uns die Historie der Stadt Essen in Bezug auf den Bergbau genauer erläutert. Die Stadt, wie wir sie heute vorfinden, ist das Ergebnis einer Masseneinwanderung von Industriearbeitern in den 60er Jahren, sowie den damit verbundenen Bauten der Zechen-Siedlungen, welche heute, genauso wie die Zeche Zollverein, zum Weltkulturerbe zählen. Die Zeche befindet sich im Norden Essens, da dort die effizientere und wertvollere Kokskohle zu finden war. In der damaligen Hochzeit haben dort bis zu 8000 Bergleute die Arbeiten ausgeführt, jedoch ist dies größtenteils unter sehr schlechten Arbeitsbedingungen abgelaufen. Der hohe Staubanteil in der Luft und die dunklen und engen Gänge haben die Arbeit dort sehr erschwert, wodurch die Lebenserwartung dieser Arbeiter sank.
Der Bekanntheitsgrad der Zeche Zollverein zeichnet sich durch die für damalige Verhältnisse moderne, große und schöne Bauweise aus. Als Beispiel dafür lässt sich der Doppelbock-Turm bestaunen, durch den bis zu 12.000 Tonnen Kohle täglich an die Oberfläche befördert werden konnte. Heutzutage befinden sich auf dem 100 Hektar großen Gelände mehrere Museen, wie das Ruhrmuseum oder das bekannte „Red-dot-Museum“, sowie die Universität der Künste. Diese Veränderungen des ehemaligen Industriestandorts sind Folgen des zweiten Strukturwandels.
Nach dieser Besichtigung ging es weiter Richtung Bottrop, wo wir uns einige alte Zechen-Siedlungen angeschaut haben. Deren Besonderheit ist es, dass sie an das britische Gartenstadt-Modell angelehnt sind, welches sich durch die versetzte Anordnung der Häuser, sowie vermehrten Grünflächen kennzeichnen lässt. Das Highlight in Bottrop war der Besuch des Tetraeders, einer Besucherplattform, dessen Untergrund aus den, bei der Kohlenwäsche übrig gebliebenen, Steinen besteht. Die Erhebungen des Ruhrgebiets fußen auf den Anordnungen dieser Steine, die sich im Laufe der Jahre von Spitzbergen, über Tafelberge, hin zu landschaftlichen Grün- und Erholungsflächen entwickelt haben. Einhergehend damit war Bottrop von 2010 bis 2020 eine
„Innovation City“ deren Ziel es ist den CO2-Ausstoß innerhalb von zehn Jahren um die Hälfte zu minimieren. Durch dieses Projekt wurde die Ruhrgebietsstadt zu einem Vorbild für internationale Metropolen.
Die nächste Station, die uns erwartete, war Oberhausen. Dort beschritten wir das ehemalige Gelände der „Gutehoffnungshütte“, zu welchem auch das 118 Meter hohe Gasometer zählt, in dem heutzutage Ausstellungen wie aktuell „Das zerbrechliche Paradies“ stattfinden.
Unsere Mittagspause haben wir anschließend im Centro Oberhausen, einer Einkaufsmall, verbracht. Das Centro gilt als wesentliches Merkmal des zweiten Strukturwandels, da es auf einem ehemaligen Industriegelände errichtet worden ist, wodurch der Tertiärisierungsprozess Oberhausens vorangetrieben wurde.
Das Highlight unserer Exkursion war der Besuch des Landschaftsparks Nord in Duisburg. Der Park befindet sich auf dem ehemaligen Gelände der Firma Thyssen Krupp, auf welchem der Hochofen zur Herstellung von Roheisen den Mittelpunkt darstellt. Bei der Besichtigung des Geländes wurde uns der Aufstieg auf den 75 Meter hohen Hochofen und einhergehend damit ein weiten Blick über die Stadt Duisburg ermöglicht. Besonders beeindruckend waren die hohen Bauten des Geländes, sowie die Tatsache, dass die Arbeit der damaligen Beschäftigten alles andere als leicht war, angesichts der harten Arbeitsbedingungen mit dem bis zu 1000 Grad heißen Roheisen.
Mittlerweile hat sich auch dieser Industriestandort zu einem Anziehungspunkt für Touristen entwickelt. Das Gelände wurde zu einem Erlebnis für Kultur und Freizeit umgestaltet, beispielsweise durch das Errichten eines Kletterparks, durch die Anlage des Hochofens oder das Tauchangebot in dem 11 Meter hohen Gasometer.
Damit endete unsere Führung im Ruhrgebiet! Insgesamt war es eine aufschlussreiche und interessante Exkursion, die uns die Entwicklung des Ruhrgebiets auf eine ganz andere Weise näher gebracht hat.
Die Exkursion hat uns dabei verschiedenste Facetten der beiden Strukturwandel gezeigt. Von den unterschiedlich angelegten Zechen-Siedlungen bis hin zu der Verwertung alter Überreste der Kohlenwäscherei hin zu einem landschaftlichen Projekt. Die Gemeinsamkeit der besuchten Städte ist, dass jeder Standort versucht den Menschen die Geschichte des Bergbaus näher zu bringen und durch Umstrukturierung die alten Standorte mit
touristischen Aktivitäten zu verbinden. Somit sind die Folgen der Strukturwandel im Ruhrgebiet immer noch spürbar und bilden das Alleinstellungsmerkmal dieser Metropole Ruhr.
Text: Sophia Gehrken und Noah Denzer, Q2
Fotos: Lennart Baur (Q2) und Herr Huneke