Fabelhaft - Unsagbares aussprechen
In den letzten Wochen haben sich die SchülerInnen der 6b mit Texten beschäftigt, die auf verschiedenen Ebenen unglaublich sind. Manche davon sind sagenhaft, berichten von Heldentaten, Tapferkeit und Drachenwesen. Andere Texte lassen neben starken Löwen und listigen Füchsen auch kleine Tiere sprechen, die ein ungünstiges Blatt für sich wenden. Das ist schier unglaublich und dennoch vor allem eine Erfolgsgeschichte einer Gattung. Ausgegangen ist sie vom Sklaven Äsop im Griechenland des 6. Jahrhunderts vor Christus, der unsagbare und unhaltbare Zustände nur in der schützenden Form der Tiergestalten ansprechen konnte und damit eine bis heute viel zitierte und genutzte Form der Gesellschaftskritik begründete. Und: Fabeln machen Spaß! Das haben die Praktikanntinnen Christina Lüke und Carina Völker eindrucksvoll in ihrem Fabelprojekt mit den SchülerInnen erarbeitet. Ausgehend von einer Moral wurden eigene Fabeln geschrieben und diese anschließend in szenischem Spiel vorgestellt. Die Kombination aus handlungs- und produktionsorientiertem Vorgehen hat gezeigt, dass in jedem ein potentieller Fabeldichter steckt.
Wir lassen Sie an den Ergebnissen der schriftlichen Arbeit teilhaben und werden einzelne Fabeln auf dem Sommerkonzert spielerisch darbieten. Darauf freuen wir uns!
Ein herzlicher Dank geht an Christina Lüke und Carina Völker für ihr Engagement!
Der Frosch und die großen Tiere
Auf einer Wiese in der Nähe eines Teiches, trafen sich ein Ochse und ein Frosch. Der Frosch bemitleidete den Ochsen: „Och du armes Ding! Wird dir deine Größe nicht zum Problem? Weißt du es ist so viel vorteilhafter, wenn man klein ist! Man kann sich überall durchquetschen, die großen Tiere sehen einen nicht so schnell im hohen Gras, sodass ich mich gut verstecken kann und schwimmen kann ich auch noch!“
„Ich weiß! Es hat aber auch manche Vorteile… ich habe nicht viele Feinde durch meine Größe. Ich werde gut gepflegt von den Bauern und ich habe einen warmen Stall und genug Futter.“ sprach der Ochse.
Der Frosch ist begeistert und versucht sich auf die Größe des Ochsen aufzuplustern. So lief er durch die Wiesen, sah noch größere Tiere und versuchte sich mit ihnen zu messen, in dem er sich noch mehr aufplusterte. Auf einmal gab es einen großen Knall, den sogar noch der Ochse weit entfernt hörte. Der Frosch war geplatzt.
Sei immer du selbst und vergleiche dich nicht mit anderen.
Wenn zwei sich streiten, freut sich der Dritte.
Eines Morgens entdeckte ein Esel einen leckeren roten Apfel, der an einem Baum hing. Er wollte ihn gerade schnappen, um ihn zu verspeisen, da wurde der Apfel heftig vom Baum fortgestoßen.
Das Pferd, welches das getan hatte und neben ihm stand sprach: „Was tust du da, du hässlicher, dummer Dieb?! Das ist meine Weide! Darauf steht dieser Baum, der folglich auch mir gehört und so auch seine Früchte.“. Der Esel erwiderte: „Wollen wir doch sehen, ob ich würdig bin den Apfel zu bekommen. Lass uns um die Wette rennen!“ Das Pferd willigte ein und beide rannten los.
Während sich die beiden entfernten kam eine kleine Maus, die nur darauf wartete, dass ein größeres Tier den Apfel vom Baum holte und verschwand mit diesem.
Das Pferd gewann das Rennen, kehrte mit dem Esel zum Baum zurück, doch der Apfel war verschwunden…
Die Maus genoss sichtlich den Apfel in ihrer kleinen Ecke und beobachtete das Geschehen.
Der Esel und das Pferd stritten sich in alle Ewigkeit, wie der jeweils andere es wohl geschafft haben könnte, den Apfel unbemerkt zu stehlen.
Wenn zwei sich streiten, freut sich der Dritte.
Die Maus und der Löwe
Eines Tages begegneten sich eine Maus und ein Löwe in der Savanne. Durch das Territorium des Löwen floss der einzige Fluss der Umgebung und die Maus kam jeden Tag zur Mittagszeit, um an diesem zu trinken.
Den Löwen nervte das so sehr, dass er die Maus zum Kampf um den Fluss herausforderte: „Kämpfe oder stirb!“ brüllte der Löwe siegessicher.
Die Maus nahm die Herausforderung an und die beiden kämpften eine Weile. Irgendwann erkannte die Maus ihre einzige Chance und lief über einen dünnen Ast, welcher über den Fluss führte. Der Löwe, so töricht wie er war, lief ebenfalls über das Ästchen und als er in der Mitte des Flusses ankam, brach dieser entzwei. Die Maus auf der anderen Seite lachte sich ins Pfötchen und kam weiterhin jeden Tag zum Fluss zum Trinken.
Selbst der Schwächste hat seine Stärken.
Der Vogel und der Frosch
Ein Frosch beobachtete einen Vogel, wie er im weiten Himmel flog. Neidisch murmelte er: „Ach, wäre es nicht schön, ein Vogel zu sein!?“ Als der Vogel auf einem Baum landete, fragte er: „Und, wie war mein Flug?“ Der Frosch wollte seine Eifersucht nicht zeigen. Er sagte: „Hast du nicht gesehen, wie ich fliegen kann? Weißt du nicht, dass ich ein Vogel bin?“ Erstaunt schaute der Vogel den Frosch an.
Wortlos flog der Vogel weg und landete auf einem naheliegenden Baum. Das kann ich auch, dachte der Frosch bei sich und kletterte nur mit Mühe auf den Baum. Nach einiger Zeit flog der Vogel auf den Boden. Da der Frosch dem Vogel zeigen wollte, dass er dasselbe kann, sprang er vom Baum. Ohne Flügel landete er unsanft auf dem Boden.
Moral: Schätze dich nicht zu gut ein; sei zufrieden mit dem, was du bist.
Der Tiger und das Kaninchen
Es gab einen Tiger, der riesigen Hunger hatte, da er seit einigen Tagen nichts mehr gegessen hatte. So machte er sich auf zum Wald, um Beute zu fangen. Als er ankam, lief ihm ein Kaninchen über den Weg. Schnell fasste er den Entschluss, eine Grube zu graben um das Kaninchen zu verspeisen. So machte er sich auf den Weg um die Grube zu graben. Nachdem er seine Grube fertig hatte, suchte er nach dem Kaninchen. Als er es gefunden hatte, versuchte er es in die Grube zu locken. Als er es geschafft hatte, lief das Kaninchen auf die Grube zu, aber es geschah nichts, da das Kaninchen zu leicht war, um in die Grube zu stürzen. Als aber der Tiger über die getarnte Grube lief, stürzte er hinein. Das Kaninchen kam davon.
Moral: Wer anderen eine Grube gräbt, fällt selbst hinein.
Der Affe und das Nashorn
Ein vorlauter Affe saß auf einem Baum und lachte ein Nashorn aus: „Haha. Du kannst nicht klettern wie ich.“ „Dafür kann ich das“, rief das Nashorn und senkte seinen Kopf. Es stieß den Baum um, auf dem der Affe saß. Dabei fiel der Affe mit dem Fuß voran auf das Nashorn. Jetzt lachte das Nashorn. Zwei weitere Nashörner lachten mit.
Moral: Wer zuletzt lacht, lacht am besten.