"Wir sprechen eine Sprache - auch wenn es anders klingt."
Im Rahmen der Zertifizierungsveranstaltung vor den Herbstferien wurde „Eine Sprache“ von Parallel feat. Cassandra Steen aufgeführt. Der Song thematisiert, dass wir trotz Unterschieden alle gleich sind und auch so behandelt werden müssen. Das ist auch die Zielrichtung der Zertifizierung. Dabei geht es nicht nur um Rassismus, sondern um Diskriminierung jeglicher Art (Aussehen, Sexualität, Herkunft, Religion). Die Auszeichnung dokumentiert nun die Selbstverpflichtung aller am Schulleben des Gymnasium Theodorianum Beteiligten, sich aktiv gegen Diskriminierung einzusetzen.
Im letzten Schuljahr sammelte die Schülervertretung zunächst Unterschriften zum Projekt. Die notwendigen 70 Prozent wurden bei Schülern, Lehrkräften und Personal überschritten. Alle verpflichteten sich mit ihrer Unterschrift dazu, sich aktiv gegen Diskriminierung jeglicher Art einzusetzen. In Steffen Baumgart wurde ein passender Pate für das Projekt gefunden. Als SCP-Trainer steht er in der Öffentlichkeit und kann somit auf gesellschaftliche Probleme aufmerksam machen und für diese sensibilisieren.
So konnte nun die Regionalkoordinatorin Frau Peppmöller das Schild überreichen und die Aufnahme in das Courage-Netzwerk in der Feierstunde offiziell bekanntgeben.
Der Literaturkurs der Q1 stellte in Form einer fiktiven Busfahrt die Leitfrage der Veranstaltung: „Wo fängt Rassismus eigentlich an?“. Die literarische Szene zeigte uns, dass kein aktives Handeln gegen Rassismus oder kein Einschreiten in Situationen, in welchen wir Diskriminierung mitbekommen, einer Zustimmung gleicht. Fast alle Fahrgäste der fiktiven Busfahrt hatten Vorurteile, auch wenn manche nur verdeckt zum Vorschein kamen. Deutlich wurde, dass Rassismus im Inneren zu keimen beginnt. Wer sich nicht aktiv gegen Rassismus einsetzt, ist Teil des Problems.
Unsere Schulleiterin Frau Michaelis rief in Erinnerung, dass das im letzten Jahr beschlossene Wertekonzept der Schule in engem Zusammenhang mit dem Projekt „Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage“ steht. Die drei Aspekte des Wertekonzeptes Respekt, Solidarität und Verantwortung sollen nicht nur bewusst gemacht werden, sondern an der Schule gelebt werden. Somit stellen sie einen zentralen Leitgedanken der schulischen Arbeit des Theodorianum dar. Sie stellte daher auch noch einmal die Symbolik des Logos heraus und versprach: „Heute werden noch viele Worte gesprochen, danach möchten wir aber Taten folgen lassen. Eine Plakette aufhängen ist einfach, im Alltag entsprechend zu handeln ist jedoch eine tägliche Herausforderung, der wir uns stellen.“ Sie appellierte an die Courage jedes Einzelnen, als Botschafter gegen Rassismus aufzutreten und für die Vielfalt in der Gesellschaft einzustehen. Zudem dankte sie besonders Herrn Wehrmann, für den dieses Projekt offenbar eine Herzensangelegenheit sei. Er hatte sich maßgeblich um die Umsetzung des Projekts gekümmert und auch die Veranstaltung organisiert.
Die 7. Klassen hatten im Vorfeld der Veranstaltung Balladen zum Welttag der Toleranz im Deutschunterricht geschrieben. Maianh Ngyuen aus der 7a trug ein Beispiel in der Aula vor. Ihre Ballade setzt sich mit der Geschichte einer Schülerin auseinander, die aufgrund ihrer asiatischen Herkunft in der Schule rassistisch gemobbt wird. Immer wieder wird darin eindrucksvoll gefordert „Stop racism! Raise your voice!“.
Gela-Marie Heimann aus der Q1 hielt als Schülersprecherin eine beeindruckende Rede, in welcher sie über strukturellen, unbewussten und versteckten Rassismus, die fehlende Präsenz dunkelhäutiger Vorbilder und dem Privileg eine helle Hautfarbe zu haben, sprach. Zudem appellierte sie an die Weiterbildung, denn Bildung sei ein wirksames Mittel diese tief in der Gesellschaft verankerten Denk- und Verhaltensmuster zu ändern. Es bräuchte sehr viel (Selbst-)Reflexion dies zu ändern und es sei ein anstrengender Prozess, der aber machbar und dringend nötig sei. Sie verdeutlichte: „In einer rassistischen Gesellschaft reicht es nicht aus, nicht rassistisch zu sein, man muss antirassistisch sein.“ Weiterhin machte sie auf eine Arbeitsgruppe von Lehrern, Schülern und Eltern aufmerksam, in der Ideen zur weiteren Umsetzung des Projektes gegen Rassismus und für Zivilcourage in der Schule gesammelt und deren Umsetzung angestoßen werden soll.
Steffen Baumgart erzählte dem Schülersprecherteam in einem Interview, dass er auch im Sport häufig Rassismus erlebe. Er berichtete, wie vielseitig Diskriminierung sei und ging auf die Affenlaute in Stadien ein, durch die auch einige SCP-Spieler von den Zuschauerrängen beleidigt worden seien. Im Gegensatz dazu machte Baumgart deutlich: „Das beste Beispiel für uns alle weltweit ist, wie Sportler aus allen Nationen miteinander umgehen: Wenn wir bei den olympischen Spielen sehen, wie viele Nationen zueinander finden und wie viel Freude da ist, zeigt das, wie die Welt sein kann bzw. sein könnte.“ Zum Schluss appellierte er abermals an die Courage jedes Einzelnen und verdeutlichte, wie wichtig es sei, diese Courage im Alltag zu zeigen.
Es schlossen sich Videos der Sportkurse der Q1 an. Diese zeigten das Thema Ausgrenzung in Verbindung mit der Sportart Rope Skipping. Hierbei wurde sichtbar, dass (nur) durch Gemeinschaft, Zusammenhalt und Solidarität Freude und Glück existieren können.
Frau Peppmöller lobte anschließend bei der Übergabe der Urkunde die bisher geleistete Arbeit. Sie könne z. B. an dem erstellten Wertekonzept die Sichtweise der Schule erkennen und freue sich sehr, das Theodorianum auf dem weiteren Weg begleiten und unterstützen zu dürfen.
Diese Grundhaltung wurde gegen Ende der Veranstaltung noch einmal durch den Literaturkurs auf der Bühne in Szene gesetzt. „Niemand wird als Rassist geboren“ blieb als Botschaft stehen, nachdem rassistische Denkweisen und Verhaltensmuster auf Plakaten weggestrichen worden waren.
Eigentlich traurig, dass solche Auszeichnungen notwendig sind, denn es sollte doch eine Selbstverständlichkeit sein, jedem Menschen ohne Vorurteile zu begegnen, ihn so anzunehmen und zu akzeptieren wie er ist. Aber wie wir doch so häufig sehen, ist es das für viele Menschen leider nicht. Umso erfreulicher ist es, wenn es Menschen gibt, die diese Problematik als solche erkennen, sich damit auseinandersetzen und sich dann aktiv gegen diese in der Gesellschaft verankerten Strukturen und Denkmuster einsetzen. Wir gehören am THEO nun auch offiziell dazu!
Text: Pauline Rudolphi, Q1
Fotos: Leo Schladebach (Kl. 9) und Paul Huneke