Synn berichtet von ihrem Auslandsaufenthalt in Austin, Minnesota (USA)

Mein Name ist Synn und ich verbringe dieses Schuljahr in den USA. Ich lebe mit meinen zwei Gasteltern, zwei meiner drei Gastschwestern und deren drei Hunden in Austin, Minnesota.

Im Vergleich zu Paderborn ist es eine eher kleine Stadt mit rund 30.000 Einwohnern. Die Stadt ist aber zum Glück nur 30 Minuten von der nächsten großen Stadt entfernt, liegt also nicht zu weit außerhalb. Außerdem gibt es hier wirklich viele Läden (und vor allem Fast Food Restaurants) für eine so kleine Stadt.

In Austin gibt es für mein Alter eine private und eine öffentliche High School. Ich gehe, wie auch meine beiden Gastschwestern, auf die öffentliche High School, wobei wir jeden Morgen mit dem Auto gefahren werden, auch wenn der Schulweg relativ kurz ist. Wir sind hier ungefähr 1600 Schüler (ca. 400 pro Jahrgang), da High-Schools in der Regel aus den Stufen 8-12 (Freshmen, Sophomores, Junior und Senior) bestehen. Das bedeutet aber auch, dass diese Schule riesig ist. Ich habe, um ehrlich zu sein, fast 3 Wochen gebraucht, um allein den Weg zu meinen Klassenräumen zu finden, und dass, obwohl wir jeden Tag denselben Stundenplan haben.

An sich sind der gesamte Schultag und auch der Unterricht ganz anders als in Deutschland. Das System hier ist eher wie unser Oberstufen System mit Kursen, nur, dass man manche Kurse mit Schülern als der höheren oder niedrigeren Stufe hat. Ich habe hier jeden Tag sieben Schulstunden, die erste Stunde startet um 8:30 Uhr am Morgen. Wir haben hier jeweils fünf Minuten, um den Klassenraum zu wechseln und eine 30 Minuten Mittagspause. Einer der größten Unterschiede hier ist, dass jeder Lehrer seinen eigenen Klassenraum hat, was bedeutet, dass die Lehrer alle sieben Stunden in dem Raum bleiben, während alle Schüler nach jeder Stunde den Raum wechseln müssen.

Auch der Unterricht ist hier ganz anders als bei uns. Zuallererst wird mündliche Mitarbeit überhaupt nicht benotet, was dafür sorgt, dass es sehr oft sehr leise in der Klasse ist und Schüler nicht mal aufzeigen müssen, wenn sie etwas sagen wollen. Benotet wird jedoch jede Hausaufgabe, die man bekommt, was insgesamt 30 Prozent der Gesamtnote ausmacht. Die restlichen 70 Prozent sind Tests, die man im Laufe des Semesters schreibt. Ich habe in der Regel mindestens alle zwei Wochen in jedem Fach einen Test, wobei diese aber, außer Mathe und Physik, in der Regel alle Multiple Choice Tests sind, die wir, nebenbei erwähnt, mit Bleistift schreiben können. Und das Beste ist: wenn man möchte, kann man den Test immer wiederholen, also wenn man eine schlechte Note hatte, kann man einfach mit dem Lehrer reden und darf dann denselben Test noch einmal schreiben und die bessere Note zählt dann.

Außerdem sind Orchester sowie Chor und Band hier Schulklassen anstatt, wie bei uns, Freizeitaktivitäten. Was aber auch bedeutet, dass wir benotet werden. Auch Sport ist hier ganz anders: Das Schuljahr ist in drei Teile aufgeteilt, Herbst, Winter und Frühlingssportarten. Für diese kann man sich dann anmelden, was aber auch bedeutet, dass man diese dann mindestens fünf Mal die Woche hat, in der Regel sogar sechs Mal. Wenn man also einen Sport hier macht, kommt man in der Regel auch jeden Tag abends so gegen 6 Uhr oder später nach Hause und muss dann noch alle Hausaufgaben machen.

Ebenfalls ist außerhalb der Schule hier vieles sehr anders. Zum einen gibt es hier um einiges mehr Fast Food Restaurants (um ehrlich zu sein war ich, seitdem ich hier bin, wahrscheinlich in mehr Fast Food Restaurants als in meinem ganzen Leben davor zusammen) und auch die Dinge, die man im Supermarkt kauft, sind in größeren Verpackungen. Milch kauft man hier zum Beispiel in der Größe von normalen Waschmittelverpackungen. Ehrlich gesagt ist hier außerdem Vieles in Plastikverpackungen und Mülltrennung existiert nicht wirklich. Man trennt hier zwar Dosen und Plastikflaschen sowie Papierboxen, aber alles andere kommt in einen Mülleimer. Der für mich verwirrendste Unterschied ist jedoch, dass man hier in der Regel nur mit Gabel isst, anstatt mit Messer und Gabel. Als ich das erste Mal mit meiner Gastfamilie zu Abend gegessen habe und diese nur Gabeln gedeckt hat, musste ich mir ehrlich gesagt bei ihnen abschauen, wie man nur mit Gabel isst (das klingt jetzt seltsam, aber es ist wirklich schwieriger als gedacht). Mein Gastopa hat mich, nachdem er mich mit Messer und Gabel hat essen sehen, gefragt, ob ich ihm das beibringen kann, weil er das bei anderen Leuten im Urlaub gesehen hat und dass dann lernen wollte (ich wusste bis dahin nicht, dass man lernen muss mit Messer und Gabel zu essen, weil das für mich immer normal war).

Alles in Allem ist es zwar vieles anders hier und es sind auch sehr viele Menschen, die man neu kennenlernt, aber jeder Tag hier macht extrem viel Spaß. Ich dachte, um ehrlich zu sein, dass vor allem die englische Sprache und auch der Fakt, dass ich eigentlich niemanden hier wirklich kannte, bevor ich herkam, schwierig werden könnte. Aber wenn man erstmal hier ist, ist es um einiges einfacher als ich mir davor gedacht hab.

Ich würde ehrlich gesagt jedem, der sich vorstellen kann ein Auslandsjahr zu machen, empfehlen dies zu tun, weil man so viele neue Sachen erlebt und wirklich wundervolle Menschen kennenlernt. Und auch wenn für viele die Länge des Zeitraumes ein Problem ist, weil ein Jahr wirklich lang klingt, geht es schlussendlich um einiges schneller vorbei, als man denkt, da man vor allem zu Beginn so viel Neues erlebt und so viele neue Menschen trifft.

Ich bin sehr froh darüber, dass ich entschieden hab ein ganzes Jahr hierher zu kommen, anstatt nur ein halbes Jahr oder kürzer, wenn ich mir überlege, dass ein halbes Jahr jetzt einfach schon fast vorbei ist.

Synn Lysek (EF)