Eine Geschichte mit vielen guten Geschichten – zu Besuch bei der PaderMahlZeit
Paderborn, Frühjahr 2020. Corona-Lockdown. Eine kleine Gruppe von Paderbornerinnen und Paderbornern sorgt sich um die Obdachlosen der Stadt während der Pandemie und so entsteht eine Initiative, die mehrmals in der Woche aus einem Foodtruck heraus warme Mahlzeiten anbietet. Als Ort wird vom Paderborner Domkapitel der kleine Domplatz zur Verfügung gestellt.
Aber diese Initiative ist keine Eintagsfliege geblieben und mittlerweile ist daraus der Verein „Unser Hochstift rückt zusammen e.V.“ geworden, der die ehemalige Gaststätte Pflaumenbaum zu einem Gasthaus für Bedürftige umbauen konnte. All das war und ist nur möglich, weil viele positive Dinge zusammenkommen, so Andreas Weber, der im Vorstand des Vereins engagiert ist. Firmen spendeten regelmäßig von Lebensmitteln über Putz- und Hygienemittel bis hin zu Mitarbeitenden. Und auch die Kirche, der das Haus gehöre, habe zum Ausbau dieser Idee beigetragen.
Heute kann die Initiative nur weiterleben, weil weiterhin gespendet wird – zum Beispiel von Erzbischof Bentz nach seiner Amtseinführung – und weil Ehrenamtliche jeden Tag dort arbeiten und hoch engagiert sind im Einsatz für die gute Sache.
Davon konnten sich auch die Religionskurse der EF von Frau Rebbe und Frau Düker bei einem Besuch überzeugen und kamen dabei mit vier Mitarbeitenden des Gasthauses ins Gespräch.
Aber wer arbeitet dort eigentlich ehrenamtlich?
Viele seien in Rente und wollten nicht nur zu Hause sitzen, einige Studenten seien dabei und viele ukrainische Frauen und Männer, die sich einbringen und sehr engagiert seien, um etwas zurückzugeben, was sie selber in Deutschland positiv erfahren haben. Das alles klappe nur, weil es flexible Arbeitspläne gebe. Acht Leute seien pro Schicht da, aber insgesamt seien 120 Leute im Pool.
Die Schülerinnen und Schüler wollten natürlich auch wissen, welche Motivation zum Engagement dahinterstecke:
Meist fange es mit Neugierde an. Man komme rein und werde zum Probearbeiten eingeladen. Dann entwickele sich schon eine Eigendynamik, weil es eine super Stimmung im Team gebe und einfach eine erfüllende Arbeit sei.
Tessy sagt: „Ich denke jedes Mal, wie geht’s mir gut, wenn ich die Menschen sehe, die hier hinkommen. So viel kann ich gar nicht in den Klingelbeutel tun“.
Aber alle geben auch zu: „Anfangs wussten wir gar nicht, was für eine Klientel uns erwartet.“ Die meisten hätten zwar nicht jeden Tag eine Dusche, aber sie seien sehr herzlich. Man könne bei Problemen helfen, was ein tolles Gefühl vermittle. Man ist sich bewusst, man habe etwas Sinnvolles gemacht.
Auf die Frage, welche Klientel denn zu erwarten sei, gibt es eine etwas überraschende Antwort: Es sei eine sehr breite Klientel, es gebe unerwartet viel Altersarmut, was für alle schockierend gewesen sei. Aber auch Obdachlose oder Studenten, die nicht wissen, wie sie ihr Studium finanzieren sollen kämen regelmäßig. Manchmal ahne man gar nicht, wie viele arme Menschen es gibt. Viele möchten nicht nur essen, sondern sich austauschen, Gesellschaft haben.
Es passiere auch mal was Schlechtes im Gasthaus, zum Beispiel sei vor einiger Zeit eine Gruppe schwer alkoholisiert angetroffen worden. Ab und zu müsse leider auch die Polizei kommen. Es gebe aber grundsätzlich ganz einfache, flache, aber klare Regeln. Im Großen und Ganzen passiere aber selten etwas. Die allermeisten Gäste seien friedlich und dankbar für das Angebot. Denn das Gasthaus stehe unter einem klaren Leitspruch: „Wir haben einen Raum geschaffen, wo man Gast sein kann“. So komme man dem Bedürfnis nach Sichtbarkeit und dem Wahrgenommen-werden nach.
Sehr gerne wurden am Ende auch die vielen Spenden der Schülerinnen und Schüler, die insbesondere von den Fünft- und Sechstklässlern zum Erntedank-Gottesdienst mitgebracht worden sind, angenommen, um sie an die Gäste zu verteilen.