Berlin-Exkursion des SoWi-LKs: Eine Reise mit Umwegen und Erkenntnissen
Am Donnerstag, den 16. Januar, begann unsere Reise nach Berlin in Paderborn – und wie es sich für eine ordentliche Klassenfahrt gehört, war das Abenteuer schon am Bahnhof vorprogrammiert. Die Deutsche Bahn, unser treuer Komplize in Sachen Chaos, entschied sich kurzerhand dazu, unsere Verbindung zu canceln. Doch ausnahmsweise hatte das Chaos einen positiven Nebeneffekt: Statt eines ICs konnten wir einen ICE nehmen und waren dadurch sogar eine Stunde früher in Berlin. Wer hätte gedacht, dass wir einmal von Bahnproblemen profitieren würden?
Kaum angekommen, bezogen wir unser Hotel direkt am Hauptbahnhof. Die Unterkunft selbst war sehr schön, doch die interessante Geräuschkulisse – verursacht durch unaufhörlichen Bahnverkehr – war etwas gewöhnungsbedürftig. Dennoch bot sie uns eine perfekte Ausgangsbasis für unsere Erkundungstouren.
Nach dem Check-In ging es auf einen ausgedehnten Stadtrundgang. Wir bewunderten die berühmtesten Sehenswürdigkeiten, darunter das Brandenburger Tor und viele weitere geschichtsträchtige Orte. Anschließend hatten wir Freizeit, in der jeder nach Lust und Laune Berlin auf eigene Faust erkunden konnte. Einige zog es in Cafés, andere in Shoppingmalls – oder einfach nur in die nächstbeste Möglichkeit, sich aufzuwärmen.
Am Abend wagten wir uns in die Berliner Unterwelten. Dort wurden wir von Alex und seinem treuen Begleiter Scott empfangen – einem Mann, dessen einziger Job es zu sein schien, Türen auf- und wieder abzuschließen. Doch trotz (oder gerade wegen) dieser kuriosen Rolle war die Führung beeindruckend und schockierend zugleich. Besonders als wir erfuhren, dass die Bunker im Kalten Krieg eigentlich nur dazu dienten, der Bevölkerung ein trügerisches Sicherheitsgefühl zu vermitteln – überlebt hätte dort in Wahrheit niemand.
Der nächste Morgen startete mit einem Besuch des Jüdischen Denkmals. Dort verirrten sich einige, doch am Ende fanden glücklicherweise alle den Ausgang wieder. Danach ging es in den Bundestag. Nach einem Vortrag im Plenarsaal hatten wir ein Gespräch mit einem Mitarbeiter von Carsten Linnemann. Ein echtes Highlight war der Besuch der Kuppel – ein atemberaubender Blick über Berlin, naja sofern man die nicht wirklich vorhandene Skyline Berlins als schön bezeichnen kann.
Nachmittags ging es ins Spionagemuseum. Die Führung war leider eher trocken, doch das Museum selbst umso interessanter. Wir erfuhren, dass nicht nur unsere Handys, sondern auch unerwartete Geräte uns ausspionieren. Besonders beeindruckend war die Erkenntnis, dass bereits im Zweiten Weltkrieg Tauben mit Kameras zur Überwachung eingesetzt wurden – quasi die ersten Drohnen der Geschichte.
Nach einem weiteren Freizeitabend, an dem einige shoppen gingen und wir gemeinsam in einem Restaurant den Tag ausklingen ließen, stand am Samstagmorgen der Besuch der Gedenkstätte Hohenschönhausen auf dem Programm. Was wir dort erfuhren, hinterließ uns sprachlos: Die psychische Brutalität, mit der die DDR-Regierung ihre politischen Gegner behandelte, war kaum vorstellbar. Besonders beeindruckend war die Geschichte unseres begleitenden Zeitzeugen, Matthias Leupold, der die psychische Zersetzung des Straflagers überlebte. Besonders verstörend war die Tatsache, dass viele der ehemaligen Offiziere noch heute in der angrenzenden Siedlung leben und die Existenz der Gedenkstätte aktiv kritisieren.
Nach diesem nachdenklich stimmenden Programmpunkt machten wir uns auf die Heimreise. Wieder einmal hatte die Bahn eine Überraschung für uns: Wegen Eiszapfen in einem Tunnel mussten wir eine alternative Verbindung nehmen. Doch am Ende kamen alle heil zu Hause an.
Unsere Exkursion nach Berlin war nicht nur politisch und historisch extrem lehrreich, sondern hat uns als Kurs noch enger zusammengeschweißt. Zwischen Bundestagsdebatten, Spionage-Tipps und unterirdischen Bunkern konnten wir viele neue Erfahrungen sammeln – und mit Margot Adami sogar ein neues Ehrenmitglied in unserem SoWi-LK gewinnen. Herzlichen Glückwunsch dazu!
Am Ende können wir nichts anderes sagen als danke an Frau Löbke für die tolle Organisation!
Matti Glöckner